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19.09.2013

Stinkt nicht dank Nanoteilchen

Wenn der Schweißfuß an sich nicht mehr stinkt oder der Rotwein in Sekundenschnelle vom Shirt abperlt, sind oft Nanopartikel im textilen Gewebe enthalten. Gerade bei Outdoorbekleidung ist die Technologie auf dem Vormarsch. Allerdings verzichten einige Hersteller bewusst auf den Einsatz, solange mögliche Gefahren für Gesundheit und Umwelt ungeklärt sind.

Welch ein Glück! Es riecht nicht mehr. "Wir haben hier verschiedene Beispiele von Nanotechnologie vor uns, beispielsweise eine Anti-Stink-Socke. Die enthält Nanosilberpartikel in den Fasern", erklärt Christoph Meili, Geschäftsführer der Innovationsgesellschaft in St. Gallen in der Ostschweiz. Die Socke, die nicht mehr riecht, weil Nano drin ist, liegt neben einer Krawatte."Ich habe hier eine Schmutz abweisende Krawatte. Die ist auch beschichtet mit einer Nanoschicht. Da kann man beispielsweise Rotwein oder Ketchup drüber leeren. Und das perlt ab."

Christoph Meili kann noch eine ganze Reihe solcher Beispiele aufzählen - Beispiele dafür, wie durch das Integrieren von winzig kleinen Nanopartikeln Kleidungsstücke fast schon wundersame Eigenschaften annehmen. Im Falle der "Anti-Stink-Socke" sind es winzig kleine Silberpartikeln in Nanogröße, die antibakteriell wirken, also übel riechenden Bakterien ganz einfach neutralisieren. Die Krawatte, die Rotwein abperlen lässt, ist mit Nanoteilchen aus Silizium- oder Titandioxid beschichtet. Diese Substanzen entfalten ihre große Wirkung eben deshalb, weil sie so winzig klein sind, nämlich gerade mal ein milliardstel Meter groß. Selbst die Medizin macht sich beispielsweise die antibakterielle Wirkung, die solch winzig kleine Silberpartikel entfalten, zunutze.

"Diese Textilien setzt man auch in der Medizin ein, beispielsweise zur Behandlung von offenen Beinen oder offenen Wunden bei beispielsweise Diabetes, weil die Durchblutung bei Diabetes- oder zuckerkranken Menschen schlecht ist. Und da kann man beispielsweise solche Textilien einsetzen. Das soll dann Infektionen verhindern." Vor allem in der Outdoorindustrie versprechen sich einige Hersteller einiges davon, Nanopartikel beispielsweise in Wander- oder Bergsteigerjacken zu integrieren: "Das Wasser soll nicht reinkommen. Aber der Schweiß beziehungsweise der Wasserdampf von der Haut soll weggehen." Was sich mit Nanopartikeln im Gewebe bewerkstelligen lässt. Doch die Technologie hat auch ihre Tücken. Und viele Hersteller zögern mit der Anwendung von Nanotechnologie. Zu ihnen gehört beispielsweise das Outdoorunternehmen Vaude in Tettnang im Bodenseekreis, das unter anderem Rucksäcke, Jacken und Schlafsäcke herstellt. Geschäftsführerin Antje von Dewitz: "Bei der Nanotechnologie sind die Langzeitfolgen auch nicht absehbar. Zum Beispiel wird da festgestellt, dass die Nanopartikel kleiner sind als die Poren. Also das geht in die Haut. Und es ist nicht absehbar, was da passiert in mehreren Jahren. Deshalb nehmen wir davon Abstand. Bei uns kommt Nanotechnologie erst einmal nicht zum Einsatz."

Und das genau ist das Problem: Beim Waschen lösen sich die Nanopartikel teilweise wieder vom T-Shirt oder von der Jacke. Wie sie sich langfristig auf die Umwelt, aber auch auf den menschlichen Körper auswirken, ist noch nicht hinreichend erforscht; schließlich wird die Nanotechnologie in Textilien erst seit knapp über zehn Jahren angewandt. Allerdings: Schädigungen durch solche textilen Nanopartikel seien bislang nicht nachweisbar, sagt Christoph Meili von der Innovationsgesellschaft St. Gallen. Er verweist allerdings auf die enormen Anstrengungen zur Arbeitssicherheit in solchen Textilfabriken, in denen die Mitarbeiter mit Nanoteilchen zu tun haben: "Da weiß man, das die Inhalation von Nanopartikel problematisch sein kann, je nach Partikel. Und deshalb ist man hier eigentlich bestrebt, dass man hier vor allem im Bereich der Arbeitssicherheit entsprechende Präventionsmaßnahmen macht."

Dennoch ist sich Christoph Meili in einem Punkt sicher: Der Einzug der Nanotechnologie in der Textilproduktion ist grundsätzlich nicht mehr aufzuhalten. Der jüngste Trend in diesem Zusammenhang: "Das sind die Smart-Textiles, wo man beispielsweise dann Körperfunktionen messen kann, in dem man beispielsweise leitfähige Fasern in die Textilien einarbeitet. Das ist ein enorm großer Wachstumsmarkt, von dem man glaubt, dass er sehr viel Potenzial hat."

Quelle: Deutschlandfunk (Interview von Thomas Wagner mit Dr. Christoph Meili, 19.09.2013)

Bild: © Copyright 2013, Die Innovationsgesellschaft, St. Gallen

Die komplette Sendung als Audio- und Textversion finden Sie hier (externer Link, Deutschlandfunk).

Weitere Informationen: info@innovationsgesellschaft.ch