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03.11.2012

Crowdsourcing und Innovation: Die Schwarmarbeiter kommen

Soziale Medien und das Internet bieten neue Möglichkeiten für das Innovations- und Personalmanagement. Mit Crowdsourcing können Unternehmen das Potenzial von «Clickworkern» gezielt und kostengünstig nutzen. Schwarmarbeiter lösen Probleme, bringen neue Ideen oder stossen Projekte an. Die Studie «Open Innovation Monitor 2012» zeigt allerdings, dass viele Unternehmen Crowdsourcing gar nicht oder erst wenig nutzen.Von Robert Rekece und Dr. Christoph Meili

1714 setzte das englische Parlament ein für damalige Verhältnisse hohes Preisgeld für die exakte Längenbestimmung auf hoher See aus. Das Problem war gravierend. Schiffe konnten ihre genaue Position und ihren Kurs nicht zuverlässig bestimmen. Dies machte die Seefahrt unberechenbar und gefährlich. Jahrzehntelang versuchten sich namhafte Wissenschaftler – darunter auch Isaac Newton – vergeblich an einer Lösung. Schliesslich entwickelte ein Tischler namens John Harrison eine Präzisionsuhr mit der die Länge auf dem Meer zuverlässig bestimmt werden konnte.

Harrison erhielt 1773 dafür 20 000 Pfund. Dies ist ein historisches Beispiel für «Crowdsourcing» (CS). Moderne, webgestützte Beispiele sind: Wikipedia, die isländische Staatsverfassung oder die Migros-Konfitüre «Erdbeermund».

Beim CS wird eine Aufgabe an eine undefinierte Masse (Crowd) ausgelagert (Outsourcing). Ein Heer meist kostenloser Freizeitarbeiter («Clickworker») liefert Ideen und Lösungen zu Problemen und Fragestellungen, die der Auftraggeber ins Netz stellt. Bei der «Erdbeermund» Konfitüre beispielsweise waren es das Rezept und der Produktname. Der Aufruf zum Mitmachen ist öffentlich und richtet sich an eine grosse Gruppe von Internetnutzern.

Ob die ETH-Studentin aus Zürich, der Zeitarbeiter aus Neu-Delhi oder die Hausfrau aus Chicago, alle können sich an der Problemlösung beteiligen. Berufliche Qualifikationen sind sekundär. Entscheidend sind die Fähigkeit und der Wille, an der Problemlösung mitzuwirken. CS ist eine Open-Innovation-Methodik. Dabei werden unternehmensexterne Quellen und Partner für das Innovationsmanagement genutzt.

 

Schwerpunkte: Know-how, Kreativität, Kritik und Kapital

CS wird in vier Bereichen genutzt:

  • 1. Know-how: Grosse Gruppen haben mehr Wissen als einzelne und können – je nach Fragestellung– geeigneter sein, um Probleme zu lösen, Zukunftsprognosen zu treffen oder eine grosse Anzahl von Ideen zu sammeln.
  • 2. Kreativität: Internet und soziale Medien ermöglichen die zielgerichtete Nutzung kreativer Potenziale. Auf speziellen Plattformen – es gibt bereits hunderte davon – können kreative Beiträge von Text-, Audio- oder Videoinhalten über Programmiercodes bis hin zu neuen Produktideen eingereicht werden.
  • 3. Kritikpotenzial: Auf dafür vorgesehenen Plattformen beurteilen Internetnutzer mittels Abstimmungsfunktionen bestimmte Inhalte, kategorisieren, filtern und indexieren diese.
  • 4. Kapitalbeschaffung: Beim Crowdfunding werden Kapitalsuchende direkt mit einer anonymen Masse von Internetnutzern zusammengebracht. Dieses Konzept machen sich unterschiedliche Gruppen zunutze – Bauern aus Entwicklungsländern, Amateurbands oder Künstler.

 

Die Vorteile von Crowdsourcing

Customer Insights – Wissen, wie Kunden ticken: Über CS lassen sich latente Kundenbedürfnisse eruieren. Der Kunde offenbart als Clickworker seine Kaufmotive und wirkt gleich auch in der Ideen- und Produktentwicklung mit. Unternehmen erhalten so Bedürfnis- und Lösungsinformationen. Damit wird das Risiko von Fehlentwicklungen minimiert, die Kundenbindung gestärkt und eine höhere Produktakzeptanz erzielt. Wer an einem Produkt wie der «Erdbeermund»-Konfitüre mitgetüftelt hat, wird diese eher kaufen.

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