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17.10.2018

Anti-Tumorgen in Mäusen erfolgreich reaktiviert

Forscher haben in präklinischen Tests einen Weg gefunden, um Prostatakrebs zu behandeln. Dies wurde erreicht, indem mit Nanotechnologie ein Tumor Suppressor Gen wieder aktiviert wurde.

Viele Krebsforscher fassen Proteine und metabolische Pfade, die in Krebszellen hochaktiv sind, ins Auge, um Krebstherapien zu entwickeln. Ein Forschungsteam aus Boston und New York haben ihren Fokus anders gelegt und Gene untersucht, die „verloren waren“. Der Verlust oder die Inaktivierung von Tumor Suppressor Genen, zum Beispiel p53 oder PTEN, führt dazu, dass sich Krebszellen ungehindert teilen und wachsen.

„Unser Verfahren vereint Nanotechnologie und Biologie“, erklärt Co-Autor Dr. Jinjun Shi. „In etwa der Hälfte der Fälle von metastasiertem Prostatakrebs wurde beobachtet, dass PTEN deaktiviert oder mutiert ist. Dasselbe ist der Fall für diverse andere Krebsarten, aber die Wiederherstellung zu einem aktiven Gen hat sich bis anhin als schwierig herausgestellt.“ Nicht einfach umzusetzen kann diese Nanotherapie „eine neue Strategie für Krebsbehandlung bieten oder als Unterstützung für zurzeit gängige Therapien wie Inhibitoren dienen“, sagt Shi.

In ihrer Studie haben die Forscher aktive Kopien des PTEN-Gens in Krebszellen wieder etabliert, um die natürliche Abwehr gegen Tumore wiederherzustellen. Dafür entwickelten sie besonders kleine Informationsträger, nämlich mRNA-Nanopartikel (messenger RNA oder Boten-RNA, Anm. d. Redaktion), welche genetische Informationen an Zellen weitergeben. Die Forscher beobachteten, dass die Nanopartikel die Krebszellen wirksam töteten, indem sie die Zellen infiltrieren und dabei die mRNA vor Abbau schützen. In der Folge wird die Funktion, den Tumor zu unterdrücken, wiederhergestellt. In den an Mäusen durchgeführten Tests wurde das Wachstum des Tumors als auch der Fortschritt des Prostatakrebs signifikant gehemmt. Dies gilt insbesondere für Prostatakrebs, der in die Knochen metastasiert ist, der Ort im Körper an den diese Krebsart am häufigsten vordringt. Zudem wurden die Mäuse auf Nebenwirkungen wie Gewichtsänderung und Toxizität gegenüber anderen Organen untersucht, jedoch keine signifikanten Ergebnisse gefunden. Diese Resultate wurden durch bildgebende Verfahren bestätigt.

„In den meisten Krebstherapien wird etwas blockiert, zum Beispiel ein Krebsgen, welches eine Tumorzelle abnorm macht,“ sagt Co-Autor Dr. Bruce R. Zetter vom Boston Children’s Hospital. „In diesem Fall haben wir aber ein Protein reaktiviert, welches die Zelle wieder mehr wie eine normale Zelle macht, also die Wahrscheinlichkeit, dass sie außer Kontrolle gerät, reduziert.“ Dies ist eine Machbarkeitsstudie, aber das Team plant, weitere Tests für ihr Verfahren an anderen Tumor Suppressoren wie p53 durchzuführen.

„Mit der kürzlichen erstmaligen Zulassung für siRNA- (small interfering oder kleine eingreifende RNA, Anm. d. Redaktion) und zahlreiche mRNA-Therapien für klinische Tests, sind das gute Zeiten für das Feld der Nukleinsäuren-Therapien“, sagt Dr. Omid Farokhzad, Direktor des Nanomedizin-Zentrums am Brigham and Women’s Hospital und weiterer Co-Autor der Studie. „Das Verfahren könnte sich in Zukunft als nützlich erweisen in der Behandlung einer Vielzahl an Krankheiten und sogar andere unbefriedigte medizinische Bedürfnisse.“

Quelle: https://nano-magazine.com/news/2018/9/18/nanoparticle-therapy-restores-prostate-cancers-tumor-suppressor/

Originalartikel (EN): https://www.nature.com/articles/s41551-018-0284-0