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17.10.2018

Haare färben, ohne sie zu beschädigen

Rezepturen für Haarmittel, insbesondere Haarfärbemittel, beinhalten Farbstoffe, die durch Wasserstoffperoxid auf der Oberfläche des Haars oxidiert werden, was leider die Haare schädigt. Die Haare sind nach Anwendung dünner und trockener. Forscher haben eine Oberflächentechnologie fürs Haarefärben entwickelt, die keine chemischen Reaktionen beinhaltet und so das Haar nicht mehr schädigt.

Statt chemischer Reaktionen, basiert diese Methode auf physikalischen Kräften, die auf kleinsten Distanzen wirkt. Die Ergebnisse wurden in Nanoscale publiziert ("Self-assembly of clay nanotubes on hair surface for medical and cosmetic formulations"). "Wir nutzen ein Pulver aus nanoskaligem, röhrchenförmigem Ton und fügen die wasserbasierten Farbstoffe bei und waschen damit ganz einfach das Haar. So wird die Oberfläche mit einer dünnen Schicht der Mikro-Röhren beschichtet”, erklärt Abhishek Panchal. "Die Beschichtung, welche dem Haar Farbe verleiht, ist nicht von Auge sichtbar oder tastbar, sondern nur unter dem Mikroskop zu erkennen." Die neue Methode funktioniert ohne die Verwendung spezieller Lösemittel oder schädlichen Laugen, die typischerweise für solche Haarprodukte genutzt werden. Mit der Anleitung, wie sie im Nanoscale-Artikel beschrieben wird, wird es möglich, Rezepturen mit natürlichen Farben und ohne ein einziges künstliches Mittel herzustellen.

Das verwendete Material sind Nanoröhrchen aus biokompatiblem Halloysit (ein Schichtsilikat). Diese haben einen Durchmesser in der Nano-Skala und eine Länge von ca. einem Mikrometer. Unter geeigneten Bedingungen arrangiert sich das mit Farbstoff gefüllte Silikatröhrchen während des Trocknens durch Adsorption. Diese Technik erlaubt auch die Verwendung von wasserunlöslichen Farbstoffen, was bisher nicht möglich war.

"Die offensichtlichste Verwendung ist für die Verbesserung von kosmetischen und medizinischen Pflegeprodukten für Haare. Mit unseren Rezepturen werden umweltfreundliche, unschädliche Halloysit-Kolloide genutzt”, erklärt Prof. Yuri Lvov, der zusammen mit Prof. Rawil Fakhruillin diese Forschungarbeit geleitet hat. „Wir haben gezeigt, dass es mit unserer Methode möglich ist, sogar graues und beschädigtes Haar in weniger als fünf Minuten zu färben.“

Medizinische Behandlungen gegen Läuse oder Haarverlust, sind einige Beispiele für mögliche therapeutische Verwendungszwecke dieser Haar-Beschichtung. Das Team hat in vivo gezeigt, dass die Halloysit-Nanoröhrchen sehr effektiv bei Anti-Laus-Behandlungen sind.

“Dasselbe Verfahren ist auf andere Materialien anwendbar, zum Beispiel Änderungen von textilen Mikrofasern, weil natürliche Textilien wie Wolle, Seide, Cellulose aber auch biomimetische, synthetische Textilien eine ähnliche chemische Bauweise aufweisen“, sagt Panchal. „Das macht es möglich, Textilfasern in Bezug auf Färbung, Flammschutz und andere Eigenschaften, zu modifizieren. Es ist auch denkbar, dass wir unsere Röhrchen so modifizieren, dass sie eine grosse Bandbreite an Molekülen wie Enzyme, Antibiotika, Polymere oder Duftstoffe abgeben können. Wasserunlösliche Substanzen können aber auch eingebaut werden und dann als ungefährliche wässrige Silikat-Kolloide benutzt werden.“

Quelle: https://www.nanowerk.com/spotlight/spotid=50979.php

Originalartikel (EN): https://pubs.rsc.org/en/Content/ArticleLanding/2018/NR/C8NR05949G#!divAbstract