Auf Druck von NGO: Donut-Hersteller verzichtet auf Einsatz von Titandioxid
In den letzten Wochen hat das süsse Gebäck in den US-amerikanischen Medien für Aufregung gesorgt. Ursache dafür ist der Zuckerguss der Donuts, welchem bisher, wie vielen anderen Lebensmitteln, Titandioxid als Farbstoff zugesetzt wurde. Dieser Zusatzstoff enthält – herstellungsbedingt – einen gewissen Anteil nanoskaliger Partikel. Auf Druck einer NGO und mit explizitem Hinweis auf den nanoskaligen Anteil hat ein grosser Hersteller Titandioxid nun aus seinen Produkten verbannt. Titandioxid wird seit Jahrzehnten als Lebensmittelzusatzstoff verwendet und gilt als sicher. Der Fall verdeutlicht, welch zentrale Bedeutung die öffentliche Wahrnehmung von „Nano“ für Unternehmen haben kann.
Am 5. März veröffentlichte die amerikanische, spendenfinanzierte NGO „As You Sow“ eine Pressemitteilung mit dem Titel „Dunkin‘ Donuts to Remove Nanomaterials from Powdered Donuts“. Darin schrieb die NGO, dass „Dunkin‘ Brands“ zu deren Tochtergesellschaften auch „Dunkin‘ Donuts“ gehört, zugestimmt hat, zukünftig auf Titandioxid als Bestandteil von Zuckergüssen zu verzichten. „As You Sow“ verweist dabei auf eine Verzichtserklärung, welche die NGO von „Dunkin‘ Brands“ erhalten hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte „As You Sow“ bereits ein Shareholder Proposal, welches vom Unternehmen einen Bericht über die Nutzung von Nanomaterialien in Produkten oder Verpackungen verlangte, an dessen Generalversammlung zur Abstimmung vorgelegt. Unter anderem sollte das Unternehmen erläutern, wieso die besagten Materialien zum Einsatz kommen und welche Massnahmen zur Risikovermeidung getroffen werden.
„As You Sow“ liess die zuckerverzierten Donuts 2013 in unabhängigen Labors testen und stellte fest, dass darin nanoskalige Titandioxidpartikel enthalten sind. „As You Sow“ erklärt in der Pressemitteilung, dass die kleine Grösse von Nanopartikeln zur Steigerung von Toxizität für Mensch und Umwelt führen könne. Die existierenden Informationen, insbesondere zur Anwendung von Nanomaterialien in Lebensmitteln, seien ungenügend.
Die Verzichtserklärung hatte ein grosses mediales Echo zur Folge. Verschiedene amerikanische Tageszeitungen titelten „Dunkin‘ Donuts to Remove Titanium Dioxide from Donuts“ (u.a. CNN und LA Times) oder „There are 27 ingredients in a Dunkin‘ Donuts powdered doughnut“ (The Washington Post) und so weiter.
Titandioxid wird seit geraumer Zeit als Lebensmittelzusatzstoff verwendet. Fälle, in denen die Einnahme zu negativen Wirkungen führte, sind keine bekannt. Die Kommunikationsverantwortlichen von „Dunkin‘ Brands“ wiesen zudem darauf hin, dass der Zusatzstoff nach Definition der FDA (US-amerikanische Food and Drug Agency) nicht als Nanopartikel zu bezeichnen ist.
Eine fachliche Stellungnahme zu den Ereignissen verfasste Andrew Maynard, Direktor des Risk Science Centers an der Universität Michigan. Er betont, wie wichtig es sei, die verschiedenen Nanomaterialien separat zu untersuchen und mögliche negative Eigenschaften nicht bloss auf Grund der Grösse zu verallgemeinern. Ebenfalls sei der Expositionspfad (bspw. Inhalation oder Einnahme) zu berücksichtigen. Nach Maynard, der sich auf verschiedenen Studien abstützt, liegen mögliche Gefahren eher in der Inhalation als in der Einnahme von Nanopartikeln. So konzentrierten sich denn auch mehr Studien auf diesen Expositionspfad. In beiden Bereichen bestünde aber noch sehr viel Untersuchungspotential besonders hinsichtlich der Menge an Nanomaterialien und den Umständen der Exposition, die negative Konsequenzen auslösen würden. Bisherige Untersuchungen arbeiten laut Maynard häufig mit Konzentrationen, die unter normalen Umständen nicht auftreten würden.
Die Ereignisse verdeutlichen das grosse (mediale) Echo, welches die Verwendung von nanoskaligen Partikeln in Lebensmitteln – ob gezielt oder herstellungsbedingt – zur Folge haben kann. In der Gesellschaft bestehen Unsicherheiten bezüglich der Risiken und Vorteile von Nanomaterialien und Nanotechnologien. Die Verwendung oder das Vorkommen in konsumentennahen Sektoren wie der Lebensmittelindustrie bringt daher die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mit sich. Da insbesondere Titandioxid und Siliciumdioxid in vielen Lebensmitteln eingesetzt werden (und teilweise nanoskalige Anteile enthalten), sollten Unternehmen das Thema proaktiv angehen und eine transparente Informationspolitik betreiben. Andernfalls könnten sie sich schnell mit einer negativen öffentlichen Wahrnehmung und entsprechendem Druck konfrontiert sehen, wie das vorliegende Beispiel gezeigt hat.
Bildquelle: Evan-Amos