Seit 2005

21.04.2017

Das Nationale Forschungsprogramm NFP 64 der Schweiz veröffentlich die Schlussbroschüre

Fünf Jahre Forschung, 23 Forschungsgrup-pen mit insgesamt 111 Forscherinnen und Forschern, bisher rund 150 Publikationen, meh rere Preise und Auszeichnungen. Das nationale Forschungsprogramm «Chancen und Risiken von Nanomaterialien» (NFP 64), Anfang 2010 mit einem Rahmenkredit von 12 Millionen Franken gestartet, war ein be acht liches Unterfangen. Und es verfolg te ein ehrgeiziges Ziel: Verstehen, wie sich die ganz besonderen Eigenschaften syntheti-scher Nanoma terialien möglichst gewinn-bringend und gleichzeitig möglichst risikofrei erschliessen lassen.

Synthetische Nanopartikel sind längst ein Teil unseres Alltags, auch wenn wir uns dessen oft gar nicht bewusst sind. Sie stecken in verschiedensten Konsumgütern, in Elektronik, Textilien und Kosmetika, in Lebensmitteln, Sportgeräten und Baumaterialien. Sie sorgen dafür, dass das Streugewürz nicht verklumpt, der Schokoladenguss appetitlich glänzt und die französische Salatsauce schneeweiss ist. Sie machen verschwitzte Socken geruchsfrei und Velorahmen leicht und doch superstark. In der Medizin schliesslich soll ihr gezielter Einsatz präzisere und nebenwirkungsärmere Behandlungen ermöglichen.

Im Kleinen liegen grosse Verheissungen. Dass sich viele Stoffe plötzlich ganz anders verhalten, wenn sie als winzige Partikel vorliegen, war bereits vor dem NFP 64 bekannt. Goldnanopartikel beispielsweise wechseln aufgrund einer physikalischen Veränderung ihre Farbe: Schon die mittelalterlichen Glasermeister wussten, dass das Einschmelzen winziger Goldteilchen ins Glas Kirchenfenster in prächtigem Rubinrot erglänzen liess. Es sind diese besonderen Materialeigenschaften, die synthetische Nanomaterialien für die Forschung und für die Entwicklung neuer Werkstoffe und Anwendungen so interessant machen. Doch bisher gab es wenig verlässliches Wissen darüber, in welchem Ausmass ihre einzigartige Natur die Winzlinge gleichzeitig auch zu einem Risiko für Mensch und Umwelt werden lässt.

Die am NFP 64 beteiligten Forschungsgruppen haben genau hingeschaut. Sie haben untersucht, welche Chancen und welche Risiken mit synthetischen Nanomaterialien verbunden sind: in Nahrungsmitteln, bei nano basiertem Bau- und Isolationsmaterial, in der Energietechnik und, ganz besonders, in der Medizin. Sie haben analysiert, in welchem Abschnitt ihres Lebenszyklus – bei der Herstellung, beim Gebrauch oder bei der Entsorgung – Nanoteilchen für Umwelt und Gesundheit gefährlich sein könnten. Sie haben dafür verschiedene neue Messmethoden und Messapparate entwickelt und getestet, mit neuen Anwendungen experimentiert und dabei erstaunliches entdeckt. Zum Beispiel, dass oft schon geringste Veränderungen der Partikeloberfläche genügen, um die Eigenschaften der entsprechenden Nanopartikel grundlegend zu verändern.

Nach fünf Jahren intensiver interdisziplinärer Forschung ist die zunehmend vernetzte Schweizer Nanoforschungsgemeinde zum Fazit gelangt, dass die Chancen die Risiken synthetischer Nanomaterialien überwiegen. Oder besser: Dass die genaue Kenntnis synthetischer Nanomaterialien dabei helfen kann, sich der einzigartigen Eigenschaften dieser Stoffe zu bedienen, um vorhandenes Gefährdungspotenzial in weitere Chancen zu verwandeln. Gleichzeitig zeigt das NFP 64 – und das ist genau so wichtig – aber auch deutlich auf, wo weiterhin Wissenslücken bestehen und zusätzliche Forschungsanstrengungen unabdingbar sind. Und dass nachhaltige Innovation und Sicherheitsforschung Hand in Hand gehen müssen. Denn die Nanotechnologie wird uns, als vielseitige Querschnitttechnologie, auch in Zukunft begleiten. Das vom NFP 64 erarbeitete Wissen wird wesentlich dazu beitragen, ihr Anwendungspotenzial für Technik, Wirtschaft, Medizin und Gesellschaft auszuschöpfen, ohne dass der Mensch und die Umwelt dabei zu Schaden kommen. Der Bericht gibt einen Überblick über die wichtigsten Highlights, Einsichten und Empfehlungen an Industrie und Forschung im Hinblick auf den geeigneten Umgang mit Nanomaterialien von der Herstellung über den Gebrauch bis hin zu ihrer Entsorgung.

Projektwebseite: http://www.nfp64.ch/de

Der Schlussbericht des NFP 64 kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:

http://www.nfp64.ch/SiteCollectionDocuments/Schlussbroschuere_NFP64_D.pdf