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27.04.2017

Nanopartikel können von der Lunge in die Blutbahn gelangen, mögliche Erklärung für Herz-Kreislauf-Risiken

Winzige Partikel in verschmutzter Luft wurden bereits mit Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems assoziiert (auch kardiovaskulären Krankheiten genannt), welche zu einem frühzeitigen Tod führen können. Wie diese inhalierten Partikel jedoch Blutgefässe und das Herz beeinflussen, war bisher ein Rätsel. Forscher haben in Studien an Menschen und Tieren nun Beweise gefunden, dass inhalierte Nanopartikel von der Lunge in den Blutstrom gelangen können, was möglicherweise die Beziehung zwischen Luftverschmutzung und kardiovaskulären Krankheiten erklärt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 2012 ungefähr 72 Prozent aller frühzeitigen Todesfälle im Zusammenhang mit Luftverschmutzung im Freien aufgrund von ischämischen Herzkrankheiten und Schlaganfällen verursacht wurden. Lungenkrankheiten, Atemweginfektionen und Lungenkrebs waren für die restlichen 28 Prozent verantwortlich.

Viele Wissenschaftler haben vermutet, dass feine Partikel von der Lunge in den Blutstrom gelangen, jedoch war es bisher schwer, unterstützende Beweise für diese Theorie im Menschen zu finden.

Mark Miller und seine Kollegen an der Universität Edinburgh im Vereinigten Königreich und dem Nationalen Institut für Gesundheitswesen und Umwelt in den Niederlanden benutzten eine Auswahl an spezialisierten Methoden, um zu untersuchen, wo inhalierte Gold-Nanopartikel enden.

In dieser neuen Studie inhalierten 14 gesunde Freiwillige, 12 chirurgische Patienten und mehrere Mausmodelle Gold-Nanopartikel, welche schon ohne Risiko in der medizinischen Bildgebung und Medikamentenabgabe verwendet wurden. Schon wenige Zeit nach der Aufnahme der Nanopartikel konnten diese bereits im Blut und Urin nachgewiesen werden.

Beachtlich hierbei war, dass die Nanopartikel sich anscheinend bevorzugt an entzündeten Gefässstellen, inklusive karotid Plaques in Schlaganfall-Risiko-Patienten, ansammeln. Auch waren die Translokationslevels grösser bei kleinen Partikeln mit <10 nm Durchmesser, im Vergleich zu grösseren, >10 nm Partikeln.

Die Forschungsergebnisse deuten laut Miller et al. darauf hin, dass Nanopartikel von der Lunge in den Blutkreislauf translozieren und so anfällige Stellen im kardiovaskulären System erreichen können, wo sie die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls erhöhen könnten. Diese Erkenntnisse haben schwerwiegende Folgen für das Risikomanagement im Bereich der technisch hergestellten Nanomaterialien.

Quelle Artikel: NanoWerk

Quelle Paper: Inhaled Nanoparticles Accumulate at Sites of Vascular Disease