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03.06.2014

Fallstudie zu Gesundheitsschäden durch Nanopartikel

Eine kürzlich erschienene Studie beschreibt den Fall einer Chemikerin, die wochenlang mit Nickel-Nanopartikel arbeitete und darauf Reizungen der Nase und allergische Reaktionen erlitt. Medien griffen die Studie auf und schrieben vom ersten plausiblen Fall einer Gesundheitsbeeinträchtigung durch Nanopartikel am Arbeitsplatz - und von einem Skandal. Anlass zu Besorgnis bietet aber vor allem der Umgang mit Schutzmaßnahmen.

Die im American Journal of Industrial Medicine publizierte Studie warf hohe Wellen, handelt es sich beim beschriebenen Fall doch um den ersten dokumentierten Fall einer Gesundheitsschädigung durch Nanopartikel am Arbeitsplatz mit – so scheint es – angemessenem Kausalzusammenhang und lückenloser Dokumentation. Die Angestellte, die als Chemikerin in einem Betrieb arbeitete, wog während Wochen Nickel-Nanopartikel ein. Nach einiger Zeit stellten sich bei ihr Symptome wie eine gereizte und verstopfte Nase ein. Schließlich entwickelte sich auch eine Nickelallergie, welche sich auch nach ihrer Versetzung nicht zurückbildete.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten – einige Medien sahen darin das Potential für einen handfesten Nano-Skandal. Jedoch schrieben die Autoren der Studie bereits im Abstract deutlich, dass die Angestellte ohne persönliche Schutzausrüstung und ohne Verwendung einer Absaugung oder Glovebox mit den Nanomaterialien arbeitete. Hier liegt denn aus unserer Sicht auch der Anlass zur Besorgnis: Im betroffenen Betrieb wurde anscheinend (zumindest teilweise) ohne Schutzmaßnahmen mit pulvrigen Metall-Nanopartikeln gearbeitet. Die potentielle Gesundheitsgefährdung durch (ultra-)feine Metallpartikel ist - beispielsweise aus der Metallindustrie – hinreichend bekannt. Im vorliegenden Fall erscheint es möglich, dass die Angestellten des US-amerikanischen Betriebes nicht über die nötige Qualifizierung hinsichtlich Schutzmaßnahmen im Umgang mit den Nanomaterialien verfügten und oder dass keine entsprechenden Vorgaben bestanden. Einiges deutet darauf hin, dass sich die Gesundheitsbeeinträchtigung der Angestellten durch den Einsatz angebrachter Schutzmaßnahmen hätte vermeiden lassen.

Der Fall zeigt auf, dass (weltweit) ein großer Bedarf an Qualifizierungsmaßnahmen im Umgang mit Nanomaterialien besteht. Genau hier knüpft auch das DGUV Nano-Portal "Sicheres Arbeiten mit Nanomaterialien" an, indem es Beschäftigten aufzeigt, wo Nanomaterialien vorkommen und welche Schutzmaßnahmen im Umgang mit Nanomaterialien nötig sind.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Prof. Hofmann, EPFL.

Zitierte Fallstudie: Journeay, W. Shane, and Rose H. Goldman. "Occupational handling of nickel nanoparticles: A case report." American journal of industrial medicine (2014).

Medienmitteilungen zur Studie:

CBS News - When nanotech turns nanotoxic

Slate Magazine - Small Packages: A new case study on the health risks of nanotech doesn’t tell the whole story.