Neue Ausgabe des "umwelt"-Magazins zum Thema Nanotechnologien in der Schweiz
Neben den unbestrittenen Chancen birgt die gezielte Herstellung von Nanomaterialien und deren Manipulation Risiken, die heute noch nicht abschliessend bekannt sind. Die aktuelle Ausgabe von «umwelt» widmet sich dem Schwerpunkt Nanotechnologien und beleuchtet eine Reihe interessanter Perspektiven aus der Schweiz und darüber hinaus.
Die Schweiz hat mit ihrem umfassenden Aktionsplan internationale Pionierarbeit geleistet. Diesen Vorsprung müssen wir halten. Wir haben hierzulande eine gute Balance zwischen mutigem Vorangehen und vorsichtiger Risikoabschätzung. Daran festzuhalten, wird allen Beteiligten auch in Zukunft grosse Anstrengungen abverlangen, sagt Georg Karlaganis, langjähriger BAFU-Abteilungschef und heutiger UNO-Mitarbeiter im Interview mit «umwelt».
"Unser Ziel ist eine vorsorgliche Risikokultur, um alle erdenklichen Risiken für Gesundheit und Umwelt so weit als möglich zu reduzieren", sagt Bruno Oberle, Direktor des BAFU im Editorial. "Eine konsequente Anwendung des Vorsorgeprinzips – wie es das schweizerische Umweltschutzgesetz verlangt – in Kombination mit der betrieblichen Eigenverantwortung bietet dabei Gewähr, dass man allfällige Gefahren rechtzeitig erkennt. Auf diese Weise lassen sich unerwünschte Folgeschäden und Fehlinvestitionen vermeiden".
Gelebtes Risikomanagement bei Bühler Partec in Uzwil
Ganz im Sinne dieser Ziele stellt das Magazin das nanospezifische Risikomanagement-System der Firma Bühler Partec in Uzwil (SG) vor. Bühler Partec stellt bereits seit 2007 Nanopartikel her und sieht die Arbeitssicherheit als höchste Priorität. Für Hans-Henning Homann, Leiter der Nanoproduktion bei Bühler Partec, ist der Stand des Wissens das Mass aller Dinge in der Fertigung. Die rasant zunehmende Zahl an wissenschaftlichen Publikationen zeige das grosse Interesse an gesicherten Erkenntnissen.
Grundlage der Massnahmen zur Risikominimierung bei Bühler Partec bildet das zertifizierte Risikomanagementsystem. Dabei gelangt erstmals das System «Cenarios» zur Anwendung. Es ist – in Zusammenarbeit mit der deutschen Dienstleistungsfirma TÜV Süd und dem Beratungsunternehmen Innovationsgesellschaft St. Gallen – speziell für in der Nanotechnologie tätige Betriebe entwickelt worden. Zum System gehört auch ein standardisierter Anforderungskatalog für die Zertifizierung. Als weltweit erstes Unternehmen hat Bühler Partec das eigene Risikomanagement nach diesen Anforderungen im Jahr 2007 vom TÜV Süd prüfen und zertifizieren lassen. Inzwischen sind mehrere Nachprüfungen erfolgt, und das Verfahren ist so ausgereift, dass sich eine Neuprüfung nur noch alle drei Jahre aufdränge, sagt Hans-Henning Homann. Neben der ständigen Auswertung wissenschaftlicher Erkenntnisse werden laufend sämtliche Produkte und Prozesse kontrolliert. Für jedes Produkt erfolgt zudem eine Risikoprüfung.
Risiko-Forschung beim BAFU
Auch das BAFU ist an der Erforschung der möglichen Risiken beteiligt. So hat es eine Untersuchung zu den Störfallrisiken in Auftrag gegeben, und ist zum Schluss gekommen, dass die bisherigen Erkenntnisse vorderhand keinen Anlass geben, um für Nanomaterialien im Rahmen der Störfallverordnung spezifische Regelungen bezüglich der Brand- und Explosionseigenschaften zu treffen. Weitere Abklärungen, z.B. im Bereich der Entsorgung von Nanoabfällen, werden folgen.
Weitere Themen aus dem Magazin umfasssen unter anderem:
- Alle Chancen nutzen, ohne die Risiken auszublenden
- Zwerge mit riesigem Potenzial
- Morgenröte für die Solarenergie
- Nanotechnik zur Wasseraufbereitung
- Den Risiken auf der Spur
- Nanomedizin unter der Lupe
Das Magazin «umwelt» erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Jede Ausgabe widmet sich einem Schwerpunktthema, das den neusten Wissensstand aus erster Hand vermittelt und umweltgerechtes Handeln fördern will. Herausgeberin ist das Bundesamt für Umwelt BAFU.
Quelle: BAFU