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13.10.2017

Neues Risiko – Mikroplastik im Wasser

Mikroplastika – Plastikpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 5mm – sind zunehmend ein Risiko für Mensch und Umwelt. Sie kommen aus Produkten oder entstehen beim Waschen von Textilien und gelangen in die Kläranlagen. Sie können mittlerweile aber auch im Trinkwasser vorkommen. In der Umwelt sind sie meist persistent und in der Nahrungskette können sie sich anreichern. Damit sind sie ein „hot-topic“ für die Forschung und ein Problem mit wachsendem öffentlichem Interesse.

Mikroplastika entstehen während dem Abbau von Kunststoffen und sind unterschiedlichen Ursprungs. Der Abbauprozess findet beispielsweise statt, wenn Plastikabfall durch Küstenverschmutzung oder über Abwasserkanäle in die Umwelt gelangt. Mikroplastika sind aber auch als Zusätze in Konsumprodukten zu finden, wie zum Beispiel die Mikroperlen in Kosmetikprodukten wie Gesichtspeelings und Zahnpasta.

Neueste Studien zeigen aber auch, dass Mikrofasern in erheblichen Mengen durch die Abrasion während dem Waschen von synthetischen Stoffen (v.a. Acrylgewebe) produziert werden. Gemäss publizierten Forschungsergebnissen von Richard Thompson und seinem Team an der Plymouth University werden pro Waschgang mehr als 700'000 mikroskopische Fasern in das Abwasser entlassen, wovon viele die Kläranlage passieren und in die Umwelt gelangen können.

Forscher untersuchen das Ausmass, die Quelle und potentielle Lösungen für dieses Problem. Während Mikroplastika jedoch bisher weitgehend in marinen Ökosystemen erforscht wurden, gab es bis jetzt keinen Forschungsschwerpunkt auf deren Präsenz in Süsswasser, trotz der Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in Flüssen ansammeln.

Im vergangenen Jahr führten Wissenschaftler des Zentrums für Ökologie und Hydrologie, Wallingford, die erste Untersuchung von Mikroplastik in Flüssen in Großbritannien durch. Die Studie fand eine hohe Anzahl an Mikroplastikpartikeln an allen untersuchten Orten in den Nebenflüssen der Themse. Dazu gehörten auch "saubere" ländliche Stätten mit einer sehr geringen umliegenden Bevölkerung.

Microplastik in Kläranlagen

Die Abwasserbehandlung in modernen Kläranlagen bietet einen Weg zur Vorbeugung, jedoch sind gegenwärtige Abfallbehandlungsanlagen nicht speziell dafür ausgelegt, Mikroplastika, zu entfernen. Ein kürzlich für die Europäische Kommission erstellter Bericht kam zu dem Schluss, dass die Menge an Mikroplastikpartikeln, die im Abwasserbehandlungsschlamm festgehalten wird, zwischen 65% und 100% liegen kann, wobei das Abwasser viele Anlagen verlässt während es noch Fasern und Mikroperlen enthält. Dies landen dann in Flüssen, Seen, Flussmündungen und schließlich Ozeanen und natürlich in der Nahrungskette. Mikroplastika, die im Klärschlamm eingeschlossen sind, können auch in die Umwelt eingebracht werden, insbesondere wenn der Schlamm als Dünger auf landwirtschaftliche Flächen ausgebracht wird.

Eine kürzlich durchgeführte Ad-hoc-Untersuchung von Orb Media legt nahe, dass Kunststoffteilchen oder -fasern in einigen Teilen der Welt auch in Trinkwasser vorkommen. Von 159 untersuchten Proben enthielten 83% Kunststoffpartikel. Fast alle davon waren Fasern mit einer Länge von 0,1-5 mm. Das Vorhandensein von Mirkroplastika in Leitungswasser ist offensichtlich eine weitere Möglichkeit wie diese Stoffe in die Umwelt und die Nahrungskette gelangen können.

Viele Plastikmikropartikel sind weniger dicht als Wasser und können aufgrund ihres Auftriebs nicht durch Sedimentation entfernt werden. Einige Fragmente sind klein genug, um durch Filter hindurchzutreten. Die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von Kunststoff-Nanopartikeln sind jedoch nicht bekannt.

Diese Studien unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um festzustellen, inwieweit Mikroplastik ein Risiko für Mensch und Umwelt ist.

Quelle: SCI